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Roald Dahl: Georgy Porgy

- Inhaltsangabe und Interpretation -

Georgy Porgy ist nicht nur unterhaltsam, es ist auch ein Lehrstück für Autoren. Dahl ist ein guter Handwerker. In "Georgy Porgy" wendet er gekonnt die Technik des unzuverlässigen Erzählers an.

Inhaltsangabe

Ein junger Pfarrer wird von einem Damenkränzchen zuerst abgefüllt und dann verführt. Als er geküsst wird, dreht er durch und glaubt, verschluckt zu werden. 

Hintergrund ist eine traumatisierende Erfahrung in seiner Jugend: Seine Mutter versucht, ihm neue Erfahrungen aller Arten zu vermitteln und zeigt ihm die Geburt eines Kaninchens. Dabei verschlingt das Tier sein gerade geborenes Junges. Der kleine George ist entsetzt, sieht den Mund seiner Mutter näherkommen, bekommt Angst, gerät in Panik, läuft weg. Die Mutter folgt ihm und wird von einem Auto überfahren.

Der Pfarrer wird ohnmächtig und man bringt ihn ins Irrenhaus. Dort glaubt er, zumal nur Männer anwesend sind, im Magen der Dame zu leben. Die Wände sind so weich... 

Interpretation

Dahl verwendet die Erzählhaltung des "unzuverlässigen Erzählers". Der unzuverlässige Erzähler ist hier ein Irrer. Man kann sich also auf seine Aussagen nicht verlassen. Das eröffnet dem Autor die Möglichkeit, den Erzähler näher zu charakterisieren - dadurch, was dieser bemerkt, und wie er es schildert.

Der erste Satz ist typisch: Es ist eine Ich-Geschichte und der Erzähler entlarvt sich durch seine Vorstellung selber als irr. "Wenn ich auch weit davon entfernt bin, mein eigenes Lob singen zu wollen, so darf ich doch wohl sagen, daß ich mich in fast jeder Beziehung als eine ziemlich ausgereifte und abgerundete Persönlichkeit betrachte." Hier charakterisiert auch die Sprache mit: Es ist ein unsicherer Mensch. In seiner Unsicherheit sagt er unbewußt die Wahrheit: ziemlich ausgereift, in fast jeder Beziehung.

Ein anderer möglicher Anfang wäre der eines Irren, der steif und fest behauptet, der gesündeste Mensch auf der Welt zu sein. Aber so etwas würde eher zu einem Massenmörder passen. Oder zu einem Menschen vielleicht, der seine Verbrechen vor sich selbst hartnäckig rechtfertigt durch die Fehler der anderen - wie Tommy in "Goodfellas", der den Kellner in den Fuß schießt, weil der ihn gereizt habe - er hat also selber Schuld.

Roald Dahl

Der norwegisch-englische Autor (1916-1990) lebte abwechselnd in England und den USA. Er schrieb unter anderem handwerklich gut gemachte Pointengeschichten, die durch skurrilen, schwarzen Humor geprägt sind.

Neben "Küsschen Küsschen", "...und noch ein Küsschen" sowie "Kuschelmuschel" (1974) gehören zu seinem Werk insgesamt 19 Kinderbücher sowie Filmdrehbücher und -vorlagen wie "You Only Live Twice" (1967; James Bond), die Komödie "Chitty Chitty Bang Bang" (1968) und "The Gremlins" (1943).

Bibliographisches

Letzte Änderung: Januar 2003

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